Von Peter Küstermann.
So sehr gern hätte ich Dich geliebt; Du warst ein süßes liebens-wertes Wesen. Aber Liebe war ein Schimpfwort, alle haben es benutzt, um mich zu benutzen. Und dann wegzuwerfen. Meine mißbrauchte Liebe war so bodenlos zerstört unheilbar. Gewickelt und gefüttert hab ich Dich. Und mit Deinem Pimmel spielen lassen, harmlos. Keine Scham solltest Du lernen, zu Hause sein in Deinem ganzen Körper. Aber Liebe war ein Schimpfwort. Angst hab ich gehabt um Dich, versucht, Dich zu beschützen. Als unser Nachbar starb, - Dein geliebter „Opa Freye“ - da bin ich mit Dir zur Beerdigung. Und das war gut so. Es hat Deiner Seele nicht geschadet. Du wolltest ja nur wissen, wo er jetzt ist. Aber Liebe war ein Schimpfwort. Ob schon wieder Karneval ist, wolltest Du wissen, als die Fronleichnams-Prozession vorbeizog in vollem Ornat. Aber Liebe war ein Schimpfwort. Und ich hab dir gesagt, dass Soldaten Menschen totschießen. Hab versucht, Dich Freiheit leben zu lassen und Neugier und Gerechtigkeit, Engagement und Empathie, Menschlichkeit und Freude. Aber Liebe – dafür hat es nicht gereicht.